Das Ende der Einsamkeit

Sasha war wieder da. Wir lernten uns letztes Jahr kennen, als ich sie als Fotografin nach Mallorca bestellte. Aus dem Fototermin entstand eine Freundschaft. Die Verbindung war sofort da. Wir beide sind leicht durchgeknallt und schwanken zwischen Melancholie und Begeisterung, Aktvisismus und philosophischem Hinterfragen, auf der Suche nach dem eigenen Weg.

Letzte Woche besuchte Sasha uns erneut. Im August letztes Jahr hatte sie nicht nur die von mir gewünschten Porträts geschossen, sondern auch viele Momente meines Alltags festgehalten. Damals hatte ich A.K. gerade frisch kennengelernt. Nun wohnen wir zusammen. Damals lebte ich in einem mit Hotels gespicktem Arbeiterviertel zwischen Strand und Flughafen. Heute lebe ich in einem Dorf in der Inselmitte.

Es hat sich in der kurzen Zeit so viel verändert und ich stelle plötzlich fest: Die Einsamkeit ist weg. Mein Leben fließt sanft dahin, ich entwickle mich weiter, meist freudvoll und langsam, manchmal innerlich gestresst und überfordert von mir selbst, manchmal traurig und verzweifelt ob der altbekannten Gedanken zur Sinnlosigkeit des Seins. Ruhe. Ich komme zur Ruhe.

Ich verschlinge Bücher ohne Ende. Osho, Flo Osrainik, Sven Böttcher, John Perkins, Juli Zeh, Julia Cameron … Mein Wissensdurst kennt keine Grenzen. Immer wieder komme ich an den Punkt, wo nichts mehr geht. Mein Hirn ist dumpf, ich nehme nichts mehr auf. Also lege ich das Buch zur Seite und tue nichts.

Ich habe alle sozialen Netzwerke hinter mir gelassen, sehe mir keine Videos an und frage mich, wie der Tag so schnell vergeht, obwohl ich mich nicht mehr ablenke.

Dann fällt mir auf, dass ich Menschen treffe. Jahre lang hatte ich das so gut wie nie getan. Vielleicht einmal pro Woche. Doch nun sehe ich A.K. jeden Tag, treffe mehrmals pro Woche Freunde und neue Bekannte, mit denen ich Unkraut auf dem Biofeld zupfe.

Ich fühle mich glücklich und erfüllt. Sanft. Und doch kommen immer wieder Gedanken, die fragen: Und nun? Dann falle ich in alte Muster, grübele und versinke im Selbstmitleid meiner Verzweiflung, die niemand versteht – bis A.K. den Raum betritt, mich anlächelt, schweigt und meine Hand berührt. Es sind die vielen, kostbaren Details. Augenblicke. Menschen. Dankbarkeit.