Im Januar kündigte ich groß an, dass ich nun einen Redaktionsplan habe.
Heute liege ich krank im Bett. Bronchitis.
Viel Zeit, mir über einige Dinge klar zu werden. Eines davon: Ich möchte nicht mehr nach dem Redaktionsplan bloggen.
Er hat mir in den vergangenen Monaten sehr geholfen, am Ball zu bleiben und eine gewisse Schreibroutine zu entwickeln. Gleichzeitig fühlen sich meine Artikel für mich aber nicht mehr authentisch genug an.
Ich habe das Gefühl zu viele Blogging-Ratgeber gelesen zu haben und es fühlt sich für mich nicht richtig an.
Natürlich möchte ich Texte schreiben, die einen Nutzen für dich haben. Vor allem möchte ich dich aber gefühlsmäßig erreichen. Eine Verbindung zwischen uns herstellen, die ich mit List-Posts und Anleitungen nicht so recht zustande bringe.
Ich brauche etwas Zeit. Für mich. Für ein Schreibgefühl, das mich erfüllt.
Obwohl ich es nicht will, lasse ich mich doch von Likes auf Facebook und den Besucherzahlen auf meinem Blog beeinflussen. Das fühlt sich auch nicht richtig an. Seit wann bestimmen Likes unser Lebensgefühl? Das nervt mich.
Ständig greife ich zum Handy und sehe nach, wieviele Likes meine Artikel auf Facebook haben, um zu sehen, ob sie gut sind. Der Wunsch nach Anerkennung. Auf Facebook? Also bitte, Elisa! Jaja, ich weiß. Und doch verhalte ich mich so.
Ich selbst like aber auch nicht alles, was ich gut finde. Das ist mir zu doof. Vielleicht geht es dir ja ähnlich?
Ich will mir einfach gar keine Gedanken mehr darüber machen. Es nervt mich, dass ich da nicht drüberstehen kann, obwohl mein Verstand es weiß.
Mit Likes ist es heute wie mit Geld. Man will immer mehr. Wenn ich in diese Falle tappe, werde ich auch bei 23.000 Likes nicht glücklicher sein.
Also versuche ich nun, Abstand zu gewinnen und MEINE Art zu finden, meinen Blog zu beleben. Denn in meinem Traum, in dem der Redaktionsplan dennoch wichtig war und vielleicht bald wieder sein wird, geht es vor allem um Lebensfreude und Inspiration. Um das echte Leben. Nicht das digitale. Um Menschen, die meine Texte lesen und nicht liken.
Ich habe also beschlossen, ab jetzt wieder dann Artikel zu veröffentlichen, wenn mir danach ist, wenn es sich gut anfühlt, wenn ich wirklich etwas zu sagen habe.
Ich möchte mir selbst treu bleiben und in der Lage sein, Facebook als das zu nutzen, was es ist. Ein Kommunikationswerkzeug. Nicht mehr und nicht weniger.
Es ist mir wichtig, dir das mitzuteilen. Auch um dir zu zeigen, dass ich ein ganz normaler Mensch bin. Der erst groß ein Vorhaben ankündigt und ein paar Monate später doch wieder einen Rückzieher macht. Der viele spirituelle Erkenntnisse hat und anwendet und dann doch in den Facebook-Strudel gerät.
So ist es eben.
Das Wichtigste ist, dass ich meinen Traum vom Schreiben und Bloggen nicht aufgebe. Das Ziel bleibt das Gleiche. Ich probiere eben nur mehrere Möglichkeiten aus, wie ich es erreiche, um die für mich passende zu finden.
Dafür achte ich auf mein Wohlbefinden. Erst beflügelte mich der Redaktionsplan, jetzt fühlt er sich nicht mehr stimmig an. Also handle ich nach meinem Gefühl und gebe mir nun meine Freiheit zurück, was sich ebenfalls schön anfühlt.
Ich bin selbst gespannt, wie es weiter geht.
Gestern Abend las ich im Buch Mut zum Glück von Ulrich Beer ein passendes Zitat dazu:
Es ist wie bei Tag und Nacht, Seele und Körper, Sonnenschein und Regen. Unser ganzes Leben ist nichts anderes als ein Wechselspiel gegensätzlicher Erscheinungen. Jedem Höhepunkt folgt ein Tiefpunkt, und zwar mit unvermeidbarer Konsequenz, die wir nicht ändern können.
Wir können uns dagegen zur Wehr setzen, wir können uns Illusionen und Hoffnungen hingeben. Es wird nichts nützen. Das Vernünftigste, das wir tun können, ist: Wir freunden uns mit den beiden Polen dieser Wechselbeziehung an.“
„Ich lerne, das Ziel wichtig zu nehmen und doch nicht fanatisch als ausschließlich zu betrachten. Energie und Offenheit, Engagement und Anpassung, Durchsetzung und Flexibilität, Behaupten und Mitschwingen, Selbstbeherrschung und Natürlichkeit spielen sich so zu einer gesunden, spannungsvollen Einheit ein.
Das Glück, das daraus resultiert, wird kein süßer Harmoniezustand, sondern ein dauerndes lebendiges Auf und Ab sein.“
Wo stehst du bei der Verwirklichung deiner Pläne? Ist es vielleicht auch für dich an der Zeit, deine Art der Umsetzung anzupassen? Oder verworfene Pläne wieder in Angriff zu nehmen?
Sei es dir wert.
Liebe Elisa,
ich glaube, du hättest nichts gestehen müssen – zumindest nicht proaktiv. Vermutlich hatte niemand den Redaktionsplan im Hinterkopf, als er deine Beiträge las – ich jedenfalls nicht. Dabei lese ich gern von dir, aber auch unregelmäßig. Hättest du im Hintergrund die gleiche Entscheidung getroffen, Frequenz und Inhalte also entsprechend freier laufen lassen, wäre das ein guter Test für deine Follower gewesen. Wem fällt es auf? Wer reagiert darauf? Habe ich eine Erwartung nicht erfüllt? Denjenigen deine Gründe mitzuteilen, hätte vermutlich einen gezielten Austausch gebracht.
Ich hatte beim Lesen deiner Headline ein wenig Sorge, dass du ganz aufhörst und dachte mir, wenn andere diese lesen, könnten auch sie schnell denken „Ah, sie hört auf.“. Wäre schade, wenn dadurch Leser verloren gingen.
Ich bin Laie, habe aber den Eindruck, du kannst schreiben. Persönlich wäre ich neugierig, etwas ganz anderes von dir zu lesen. Einen Roman mit fiktiven Figuren vielleicht.
Lass dich nicht entmutigen! Und, das tust du ja bereits, mach dich frei vom Druck. Das wird dich sicher beflügeln.
Liebe Grüße von jemandem, der an dich glaubt.
Chris
Chris,
ich danke dir so sehr für diesen Kommentar.
Ich habe bei der Überschrift eine Weile überlegt, was ich als Adjektiv verwende. Gescheitert habe ich gewählt, weil es eben aus Sicht eines „funktionierenden“ Menschen als Scheitern begriffen werden kann, da ich den Plan aufgebe. Wer jedoch nicht nur funktionieren möchte und über diese Ebene hinaussieht – wovon ich bei meinen Lesern ausgehe :) – versteht nach dem Lesen, was ich meine. Der Titel klingt ziemlich hart. Das finde ich auch. So reden viele von uns mit sich selbst.
Ich bin stolz auf mich, dass ich es nicht mehr tue und diese harte Umgangsform nun direkt als „Stilmittel“ wähle, während ich mich wieder eins mit mir fühle und lächelnd am PC sitze.
Was das Schreiben anbelangt, so sehe ich dich überhaupt nicht als Laie! Ich habe da so einige Songtexte in Erinnerung, die du geschrieben hast, und weiß, dass auch du eine Liebe zu Worten pflegst und kultivierst. Deshalb freut mich dein Eindruck, dass ich schreiben kann umso mehr. Noch mehr freut mich, dass du neugierig bist, mal was anderes von mir zu lesen. Tatsächlich habe ich große Lust und schon einige Gedanken und Ideen für ein oder mehere Bücher, teils autobiografisch, teils fiktiv, teils „ratgebermäßig“, aber mit Leichtigkeit, Humor und ohne Zeigefinger.
Ich lese gerade das Buch „Die Macht Ihres Unterbewusstseins“, das mein Papa mir im Februar mitgab, und fühle das dort Gelernte als den Beginn meiner Schriftstellerkarriere, haha.
Liebe Grüße vom gut gelaunten Krankenbett
und danke noch einmal für deine Bestärkung,
Elisa
Liebe Elisa,
ich finde es großartig, dass du dein „scheitern“ so offen und ehrlich zugibst. ;-)
Das macht mir (und anderen sicher auch) Mut, meinem Herzen zu folgen und gefasste Pläne zu verwerfen, sobald man feststellt, dass diese einem nicht gut tut.
Man kann immer wieder die Richtung ändern. Und das ist absolut in Ordnung. Hauptsache einem selbst geht es gut!
Danke, dass du uns an deinen Gedanken teilhaben lässt.
Alles alles liebe,
Honigblume
Liebe Honigblume,
danke für deine Bestärkung. Es ist so hilfreich, uns immer wieder selbst und gegenseitig daran zu erinnern, dass wir jederzeit die Richtung ändern können und das Wichtigste an allem ist, dass es uns irgendwie gut tut. Selbstgemachter Druck und Zwang bringen uns nicht weiter. Willensstärke hingegen schon. Wo der Unterschied liegt, erkennen wir nur in unserem Bauchgefühl.
Liebe Grüße
Elisa