Die fröhliche Narzisstin

„Wie fühlt es sich an, eine Narzisstin zu sein, die gegen Narzissmus schreibt?“, neckte mich D.. „Ich schreibe nicht gegen Narzissmus. Mir geht es darum, dass wir uns unserer narzisstischen Anflüge bewusst sind und humorvoll damit spielen, statt gegen das Ego zu kämpfen.“

„Auf deinem Blog sind überall Fotos von dir. Hier, auf der Startseite: Viermal Elisa im Portrait.“

„Toll, oder?“, lächelte ich ihn charmant an. Tatsächlich macht es mir viel Spaß, Flohbair als eine Art Spielwiese für mein Ego zu nutzen. Ja, ich sehe mich gern auf Fotos an, auf denen ich gut getroffen bin. Ist es nicht absurd, dass wir uns „laut Gesellschaft“ schön fühlen „sollen“, paradoxerweise ist es dann aber verpönt, das auch zu zeigen – auf Fotos, in Gesprächen, im Alltag. Außer wir lernen, uns dieser Absurditäten in unserer Programmierung bewusst zu werden und spielerisch zufrieden mit uns selbst zu sein.

Genauso absurd ist auch das mit dem Glücklichsein. In sozialen Netzwerken strahlen wir künstlich um die Wette, aber wirklich glücklich zu sein, das erlauben wir uns selbst und anderen nur schwer. Glück ist oberflächlich, bei all den Problemen heute sowieso völlig unangebracht.

Es sind unbewusste Botschaften, die zwischen uns Menschen unsichtbare Wände schaffen. Wie oft fühle ich mich schuldig, wenn ich im Vergleich zu anderen so wenig arbeite, an meiner Arbeit auch noch Freude habe und darauf bestehe, dass ich jeden Tag mehrere Stunden für spontane Gestaltung übrig habe.

Diese Schuldgefühle sorgen immer wieder dafür, dass ich doch mehr arbeite, die Tätigkeiten, die mir Freude bereiten, nach hinten verschiebe und dann schlecht gelaunt bin. Diese schlechte Laune ist nun mein Wegweiser. Wenn ich merke, dass ich pampig bin, nehme ich mir wieder die Zeit.

Irgendwie erschweren so viele unbewusste Glaubenssätze meine Alltagsgestaltung. Immerhin habe ich es irgendwann geschafft, mich dem Malen zu widmen, doch vor ein paar Tagen im Gespräch mit meiner neuen Freundin C. stellte ich dann fest, dass ich seit Ewigkeiten nicht malte, da ich die Art zu malen, die mir Spaß machte für unzureichend hielt. Denn mir macht es Freude, eine Inspiration innerhalb weniger Stunden auf die Leinwand oder das Papier zu „klatschen“ und fertig. Wochenlang an Details nachbessern und ein meisterhaftes Ergebnis interessieren mich nicht.

Nun erlaubte ich mir, ein solches Bild im „Quick & Dirty“-Style zu malen und bin überglücklich, wenn ich es sehe. Dennoch brauchte ich wieder Bestätigung und schrieb einer anderen Künstlerfreundin, was sie davon hielte und dass ich mir das als meinen eigenen Stil vorstellen könnte. Ihr Antwort:

„Was dir Spaß macht, ist dein Stil.“

Ha! So macht das Leben Freude. Es erstaunt mich immer wieder, wie schwer wir uns aus dem Schlamm unserer Programmierungen herauswühlen hin zu Leichtigkeit und Lebensfreude. Sie kleben immer noch irgendwo am Fuß und lassen uns wieder hineinsinken in die Schwere aus Pflichtgefühl und Korrektheit, um ja nicht ausgestoßen zu werden aus der warmen Herde der Gesellschaft.

Nun erfahre ich immer öfter auch Bestätigung einer anderen warmen Herde, die sich schon aus dem Sud befreit hat und das Leben lebt, das ihnen gefällt.

Wie ich dazu kam, schildere ich in einem weiteren Beitrag, denn jetzt muss ich schnell zum Zug eilen. Ich wollte nur endlich wieder aus dem Bauch heraus Blogbeiträge schreiben. Mich in meiner Unperfektion, ungeschminkt und echt zu Wort melden.

Ach, das hat mir gefehlt.