Kennt ihr das:
Eine Freundin, die lauthals von ihrer ach-so-tollen-Beziehung schwärmt. Eine Freundin, die ja sooooo überaus glücklich ist und von ihrem Partner vergöttert wird, einem Mann der sowieso alles für sie tun würde, für den sie die schönste Frau auf Erden ist und ihre Beziehung ist natürlich soooo perfekt.
Wenn man so einer Freundin zuhört, denkt man erst einmal, dass die eigene Beziehung grottenschlecht läuft und fühlt sich, als wäre man geohrfeigt wurden.
Es ist nervig, wenn jemand so mit seinem Glück prahlen muss. Wenn sie die Schönste ist, an welcher Stelle steht man dann selbst? Will sie einem jetzt indirekt etwas mitteilen?
Dieselbe Freundin wird kurz darauf von ihrem ach-so-tollen-Mann verlassen.
Oups … Erleichterung, Schadenfreude?! Man selbst ist ja noch in seiner Beziehung. „Vielleicht bin ich ja doch nicht so schlecht.“, denkt man dann.
Tatsache ist, dass alle Menschen, die ständig mit ihrem Leben angeben, oft etwas verbergen. Wahrscheinlich läuft es nicht so gut und man muss es schön reden, um sich einzubilden man wäre glücklich. Menschen, die nicht allzu viele Worte über ihre Beziehung verlieren und auch mal gestehen, dass nicht immer alles rund läuft, sind meist viel authentischer und solider.
Das Glück braucht eben nicht vieler Worte. Wer genießt, ist still und schweigt.
Daher kommt es sicherlich auch, dass wir, wenn Kritik an uns geübt wird, nur diese wahrnehmen. All die schönen, guten Momente werden nämlich viel seltener in Worte gefasst. Egal ob in einer Beziehung, Freundschaft, mit den Eltern oder Kollegen. Kritik wird schnell geübt, aber die Momente der Glückseligkeit selten in Worte gefasst.
Wieso eigentlich?
Nun ja. Sagen wir es so: Oftmals kann man sehr schöne Erlebnisse oder Momente schlecht beschreiben und wiegt sie lieber im Herzen, denn oftmals würde man ihnen die Seele rauben, wenn man versuchte sie zu definieren.
Außerdem ist der Mensch auf Verbesserung fokussiert, also konzentriert er sich nicht auf das Gute, sondern darauf das Schlechte besser zu machen. Wenn man sich das vor Augen hält, ist es vielleicht etwas einfacher mit Kritik umzugehen ohne sich gleich runter ziehen zu lassen.
Wenn man mehr und mehr zu sich findet, eine harmonischen Beziehung mit sich selbst eingeht, kehrt plötzlich Ruhe ein. Ruhe und Ausgewogenheit.
Man muss nicht durch die Welt ziehen und es jedem auf die Nase binden, sondern man hält inne und genießt.
Dies ist eine Kolumne von Luise de Villiers, die ab jetzt ab und zu montags auf Flohbair erscheint.
Die Flohbair-Gastautorin wurde 1983 in Halle an der Saale geboren. Sie arbeitete als Modedesignerin in Paris und Tokio, bevor Sie beschloss dieser Branche den Rücken zu kehren, um sich in Thailand und Malaysia als Tauchlehrerin zu versuchen.
2014 ist sie gemeinsam mit ihrem Mann Wayne aus Südafrika nach Deutschland zurückgekehrt, wo sie zusammen mit ihren beiden Kindern leben.