Ich sitze im Zug.
Die Landschaft Mitteldeutschlands zieht an mir vorbei, während der Motor der Regionalbahn in meinen Ohren rattert.
Vor dem Fenster ein farbloser Himmel, der auf grünen Hügeln lastet.
Bei dem Maiwetter hier in Deutschland erinnere ich mich wieder daran, wie ich mich damals fühlte, als ich selbst noch hier lebte. Meine Jugend voller Melancholie im Kopf. Glücklichsein erscheint einfacher, wenn es warm ist, die Sonne scheint und das Meer ruft.
Hängt unser Lebensglück wirklich vom Wetter ab?
Hm.
Keine Ahnung.
Vielleicht ein bisschen. Da wir auf das Wetter keinen Einfluss haben, macht es keinen Sinn weiter darüber nachzudenken.
Welchen Einfluss haben wir auf unsere Stimmung?
Die Frage ist also, worauf haben wir Einfluss, wenn es um unsere Stimmung geht?
Menschen, die sich depressiv fühlen, haben den Eindruck, sie haben gar keinen Einfluss mehr darauf. Zumindest ging es mir damals so. Es fühlte sich alles leer an. Obwohl mein Leben von Fülle geprägt war.
Ich war jung, sah nicht schlecht aus, hatte gute Noten in der Schule, die Leute fanden mich nett, ich hatte Freunde, eine Familie, Liebe und ein Zuhause. Anderen Menschen, die von Depressionen berichten, scheint es ähnlich zu gehen.
Sie fühlen sich niedergeschlagen, obwohl sie doch alles haben.
Also kommen sie zu dem Schluss, dass mit ihnen etwas nicht stimmt. Dass sie nichts tun können gegen dieses lähmende Gefühl der Machtlosigkeit, das sämtliche Lebensenergie aus dem Körper saugt.
Dabei übersehen sie etwas.
Sie haben nämlich nicht alles.
Die eine entscheidende Sache, die ihnen fehlt ist Sinn.
Hat das Leben einen Sinn?
Es stellt sich also die große Frage: Hat das Leben überhaupt einen Sinn? Darüber könnten wir jetzt stundenlang diskutieren. Ich mache es kurz:
Ich weiß es nicht.
Das ist auch gar nicht so wichtig für dich.
Wichtig für dich ist die Frage: Hat DEIN Leben einen Sinn? Oder: WELCHEN Sinn hat dein Leben? Oder noch besser: Welchen Sinn GIBST DU deinem Leben?
Bei dieser Fragestellung wird dir klar: Hier kannst du Einfluss nehmen.
Also begib dich auf die Suche nach dem Sinn deines Lebens. Er ist die Geheimwaffe gegen Depressionen.
Eigentlich ist es sogar umgekehrt: Depressionen sind der Ruf deiner Seele nach einem Sinn.
Einer meiner Lieblingsautoren, der Philosoph Wilhelm Schmid, hat es perfekt zusammengefasst:
„Glück ist wichtig. Aber wichtiger ist Sinn.“
Wenn du dich depressiv fühlst, ist es wahrscheinlich, dass du jetzt gar nicht die Energie hast, nach einem Sinn zu suchen. Deshalb hier ein paar Vorschläge, was deinem Leben einen Sinn geben könnte:
Schönes erschaffen (Kreativität)
Anderen Menschen helfen (Wohltätigkeit)
Kinder kriegen & großziehen (Erhaltung der Menschheit)
Liebe verbreiten (Welt verbessern)
Gartenarbeit oder Landwirtschaft (Menschen ernähren)
Freude verbreiten (Welt verbessern)
Handwerkern (nützliche Gegenstände herstellen)
Medizinischer Beruf oder freiwillige Hilfe (Leben retten)
Wissen & Erfahrung weitergeben (Weiterentwicklung der Menschheit)
Spiritualität & Naturverbundenheit (höheres Bewusstsein)
Es gibt unendlich viele Möglichkeiten deinem Leben einen Sinn zu geben. Er ist irgendwo in dir angelegt und wird dich mit Freude erfüllen, sobald du ihn entdeckst.
Also brauchst du eigentlich nur darauf achten, bei welchem Gedanken oder Vorschlag du wieder etwas Lebensenergie und Tatendrang verspürst und schon weißt du, wo du ansetzen kannst.
Lass dich von deiner depressiven Stimmung nicht täuschen. Negative Gedanken bringen dich nicht weiter, also versuche sie zu durchbrechen und öffne deinen Geist für die Möglichkeit, dass du da wieder rausfindest.
Depressionen als Wegweiser
Die Depression meint es nicht böse mit dir. Sie wird wahrscheinlich auch nie ganz weggehen.
Obwohl ich meinem Leben mit dem Schreiben dieses Blogs und der Malerei einen Sinn gegeben habe, erlebe auch ich ab und zu noch Tage, wo ich mich fühle wie in den schlimmsten Zeiten, als ich nicht einmal die Kraft fand, aufzustehen.
Nun erkenne ich diese Stimmung immer als Warnzeichen, dass ich irgendeines meiner Bedürfnisse vernachlässige. Dass ich in alte, ungesunde Muster zurückfalle. Von meinem Weg abkomme.
Wie zum Beispiel, wenn ich mir nicht mehr die Zeit des Nichtstuns gönne. Wenn ich mir Druck mache, um Artikel zu schreiben, wenn ich vom Malkurs direkt zum Sport renne und dazwischen nur schnell esse und nachts noch übersetze, anstatt meinen Alltag bewusst zu genießen.
Das Leben ist ein Wachstums- und Lernprozess, der erst mit dem Tod aufhört. Bis dahin lernen wir. Auch das kann schon ein Sinn sein. Und die Depression hilft dir, dich daran zu erinnern, dass du dein Wachstum vernachlässigst.
Höre auf die Botschaft deiner Depression.
Gib deinem Leben den Sinn, nach dem es sich sehnt.
Sei es dir wert.
Hallo Elisa, ein sehr gelungener Artikel. Ich selbst litt viele Jahre unter Depressionen und Angstattacken. Ich kenne dieses Gefühl der Sinnlosigkeit und inneren Leere nur zu gut.
Ich bin dann auf Meditation gestoßen und konnte mich so Schritt für Schritt davon befreien. Heute sind 20 Jahre vergangen und die Depressionen sind nur mehr Dämonen aus der Vergangenheit. Ein wesentlicher Faktor war für mich die Achtsamkeit. Die Achtsamkeitspraxis hilft dir dich besser zu spüren, Du erkennst, wann diese dunklen Herrscher wieder auftreten und kannst ihnen rechtzeitig entgegentreten.
Ich habe danach begonnen Ausbildungen zu machen (Hypnose, Metaphysik, Psychologie und Meditationslehrer), um besser verstehen zu können. Heute führe ich eine erfolgreiche Heilpraxis und die Erlebnisse meiner Vergangenheit sind wertvolle Erfahrungen für mich.
Liebe Grüße und alles Gute,
Christian
Danke, Christian, dass du deine Erfahrung hier teilst. Es hilft immer wieder zu sehen, dass andere Menschen ähnliche Erfahrungen machen und ihren eigenen Weg daraus beschreiten. Liebe Grüsse, Elisa