Ein Leben ohne Konflikte

Ich liege im Bett und lasse meine Gedanken durch die Dunkelheit flattern.

Im Gespräch mit meinen Freunden und Familienmitgliedern stelle ich fest, wie anders ihre Weltsicht ist. Wir diskutieren und bringen Argumente hervor, um die anderen von unserer Sicht zu überzeugen oder wenigstens verstanden zu werden.

Gerade wenn Menschen, die ich liebe, eine komplett andere Meinung vertreten als ich, frustriert und enttäuscht mich das.

Vor allem Themen wie die Flüchtlinge, der Zustand der Welt, Terrorismus, Geld und Selbstliebe sorgen für erhöhte Explosionsgefahr nicht nur innerhalb von Familien und Freundeskreisen, sondern auch in der Gesellschaft. Wir sind gespalten. Das finde ich doof.

Also suchen meine Gedanken nach einer Lösung.

Die Lösung

Warum finden sich die Menschen, die sich einig sind, nicht einfach zusammen und erschaffen sich so ihre Wunschgesellschaft, schlägt ein Gedanke vor. Platz haben wir ja genug in Deutschland oder auf der Erde.

Dann gibt es ein Land, wo nur weiße Deutsche wohnen und sicher fühlen, weil keine Fremdkultur voller Vergewaltiger und Unterdrücker sie gefährdet, ein Land mit einer bunt gemischten Bevölkerung, die sich nicht mehr vor Rassismus und Diskrimination fürchten muss und so weiter und so fort.

Mir wird schlecht.

Die Wahrheit

Allein diese Vorstellung fühlt sich schon abartig an.

Selbst wenn es funktionieren würde – und ich weiß, dass es unrealistisch ist, ganz so weltfremd bin ich noch nicht, haha – stelle ich fest, dass es stinklangweilig wäre.

Stell dir einen Familienabend vor, an dem alle sich in allem einig sind. Keine Reibungspunkte mehr. Worüber spricht man? Wozu ein Austausch, wenn es nichts mehr gibt, das man wirklich austauschen kann?

Reibung erzeugt Wärme. Konflikt erzeugt Lebendigkeit.

So kommen meine Gedanken zu dem Schluss: Wir brauchen Konflikte.

Das ist natürlich keine neue Erkenntnis. Irgendwo tief in uns drin wissen wir das ja schon lange. Warum frustriert es uns dann dennoch, wenn andere Menschen nicht unsere Meinung teilen?

So funktioniert ein Leben ohne Konflikte

Wenn wir uns immer wieder einmal daran erinnern, wie ein Leben ohne Konflikte funktioniert – nämlich gar nicht – dann können wir lernen, sie gesund auszuleben. Gern mit etwas Adrenalin und aufschäumenden Emotionen, aber ohne Hass und Verurteilungen, ohne uns als Gesellschaft spalten und gegeneinander aufhetzen zu lassen.

Sei es dir wert.

2 Kommentare, sei der nächste!

  1. Ja, der Mensch lebt immer in einem Spannungsfeld von Gegensätzen. Das stellt auch für ihn selbst eine Konfliktsituation dar. Er verortet sich irgendwo zwischen den Extrempositionen. Der Mysiker und Kirchenlehrer Nicolaus Cusanus sah als wichtigste Aufgabe im Leben, Gegensätze zusammenzuführen. Er nannte das „Coincidentia oppositorum“. Dabei kann auch ein Gegenüber helfen. Dadurch, dass wir Konflikte mit uns selbst oder einem Gegenüber austragen, sind wir dabei, gegenteilige Auffassungen nicht nur auszutauschen, sondern bestenfalls auch auf einen gemeisamen Nenner zu kommen, also coincidentia oppositorum. Somit sind Konflikte austragen ein fundamentaler Weg, sein Leben zu meistern.
    Ich kann Dir da nur zustimmen!

  2. Danke für diese Ergänzung, Thomas!
    Coincidentia oppositorum. Bei Cusanus klingt das so elegant.

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