Ein Knoten. Eine Wand?
Wie beschreibe ich diese gewisse Beklemmung, die zur Zeit in mir herrscht? Irgendwie bin ich unzufrieden.
Habe wieder mehr Übersetzungsaufträge. Arbeite trotzdem nicht mehr als vier Stunden am Tag daran. Doch auch das frustriert mich schon. Es ist eine angenehme Tätigkeit zum Geldverdienen, aber sie erfüllt mich nicht.
Wollte ich nicht ein Buch schreiben? Und meinen Blog pflegen?
Alle Textideen, die ich habe, reichen nicht, um mich zum Schreiben zu bewegen. Brauche ich vielleicht eine Auszeit? Meine Gedanken haben gerade wieder voll das Zepter übernommen und halten mich von meinen Gefühlen weg, die mir den Weg zeigen könnten.
Versuche, ab und zu auf meinen Atem zu achten und einen Einstieg ins Meditieren zu finden. Will meine Seelenruhe zurück. Oder zumindest Zugang zu meinen Gefühlen. Verstehen, was los ist.
Es nervt mich, dass ich das nicht schaffe.
Ich denke, es ist wieder Zeit, noch weniger zu tun als ich so schon tue. Am Ende nutze ich meine viele Alleinzeit doch meist zum Malen mit dem Ziel, ein Bild fertig zu kriegen, anstatt nur die Freude am Malen zu genießen. Richtige Tätigkeit, falsche Herangehensweise.
Mein Buch. Ich möchte anfangen, mein Buch zu schreiben. Möchte jeden Tag schreiben.
Mach doch einfach, Elisa. Schreib.
Stille.
Mein Blick schweift vom Notizbuch hoch. Vor mir plätschert das türkisblaue Meer an die Felsen. Die Abendsonne wärmt meinen Nacken und taucht die Steininseln und Brocken in ein warmes Licht.
Eine leichte Brise weht durch die Blätter, auf die ich schreibe, und streichelt mein Haar.
Eine gute Entscheidung, die Pinsel nach drei Stunden an einem Pflanzengemälde, das mir nicht zu gelingen schien, niederzulegen und trotz fortgeschrittener Uhrzeit zu einem meiner Lieblingsstrände zu fahren. Illetes.
Das Wasser ist hier besonders sauber und besonders türkis. Die Stimmung trotz vieler Leute ruhig und besänftigend.
Genau was meine aufgewühlte Seele, deren Sprache ich noch immer nicht so recht verstehe, zu brauchen scheint.
Vielleicht muss ich ihre Sprache auch nicht verstehen.
Einfach machen, was spontan in den Sinn kommt. Solange nichts in den Sinn kommt, nichts machen.
Denke an meine Artikelideen:
- Menschen, als eine putzige Spezies. Unser Treiben ist so absurd. All unsere Erfindungen wie komplexe Brennverfahren für Alkohol oder das Shoppen.
- Traurigkeit. Wie wir besser mit ihr umgehen.
- Das Ego …
Wenn ich das Ego wäre, würde ich mich von ganz allein aus dem Staub machen, so wie alle in letzter Zeit darauf herumhacken.
An allem ist das Ego schuld. Wer spirituellen Seelenfrieden finden oder einfach ein guter Mensch sein will, glaubt das Ego bekämpfen oder töten zu müssen.
Doch gehört nicht auch das Ego zum Mensch wie sein Körper, sein Geist und seine Seele? Ich meine, es ist doch das Ego, das letztendlich unsere Einzigartigkeit bestimmt. Unsere Identität.
Warum nicht zum Ziel haben, sich mit seinem Ego anzufreunden? Es kreativ zu gestalten? Spielerisch und liebevoll.
Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich empfinde mich als eine komplex verbundene Zusammensetzung aus Ego, Seele, Geist und Körper. Ich mag all diese Teile von mir. (Selbst meine nervigen Gedanken, die irgendwie zu mir gehören. Vielleicht verpissen sie sich deshalb nicht, wenn ich mich nach Seelenfrieden sehne?)
All diese Teile gehören zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Sie sind nicht wirklich voneinander abgegrenzt.
Ich inspiriere mich gern und lese viele Bücher.
Doch zur Zeit geht mir das ganze Gelaber irgendwie auf den Keks. Ich will MEINEN Weg finden.
MEINEN Seelenfrieden.
MEINE Spiritualität.
Meine Freundin Antje fragte mich vor ein paar Monaten, wann ich denn mal „meine Gedanken“ schreibe, anstatt meine Erkenntnisse aus anderen Quellen zusammenzufassen.
So langsam verstehe ich, was sie meint.
Ein Leser gab mir den liebevollen Befehl, mal zu meditieren, um zu meinem Kern zu finden und meine Seele sprechen zu lassen.
Alles scheint aufs Gleiche hinauszulaufen …
Ich habe das Gefühl, ich bin eine Eierschale und meine Seele das Küken, das sich ganz langsam mit seinem Schnäbelchen den Weg nach außen bahnt.
Lieber Leser, ich habe Angst. Ich habe Angst, dich zu verlieren, wenn ich gerade so selten schreibe. Ich habe Angst, mich zu verlieren, wenn ich nicht schreibe.
Gleichzeitig spüre ich ein gewisses Vertrauen, dass ich nur die Verbindung zu dir und mir herstellen kann, wenn ich ohne selbstgemachten Druck schreibe und der Blog nur auf diesem Weg wirklich natürlich erblühen wird.
Die Sonne ist jetzt hinter dem Berg verschwunden. Es wird etwas frisch.
Eine Küken-Seele, die an meiner Schale klopft, ein Ego, das sich wohlfühlt, Gedanken, die ihre Macht nicht verlieren wollen und mich unentwegt zutexten.
Atmen, Elisa. Atmen.
Nachdenklich mit kurzen Pausen der Stille blicke ich auf das Meer zu meinen Füßen.
Es ist genauso aufgewühlt und ruhig zugleich wie ich.
Ich weiß, dass ich Glück habe, hier zu sitzen. Hier zu wohnen. Doch ich fühle es nicht. Fühle Müdigkeit und Fragezeichen.
Kein Fazit. Kein Nutzen.
Dieser Text ist einfach ein Einblick in mein Inneres. Ungeordnet und chaotisch.
Vielleicht geht es dir manchmal ähnlich?
Vielleicht nutze ich meinen Blog jetzt einfach mal als öffentliches Tagebuch. Zum Journaling, was Paul auf seinem Blog schreiben wirkt empfiehlt.
Zur Inspiration für dich.
Wir werden sehen. Ich entscheide das spontan nach Bauchgefühl. Bin genauso gespannt wie du.
Schreibst du mit?
Sei es dir wert.
Liebe Elisa, ich wünsche uns allen, dass wir nicht mehr so viel kämpfen, um irgendwo anzukommen oder etwas zu erreichen, sondern uns voll vom Leben nehmen lassen, in all seinen Facetten. Dazu gehören auch diese Momente die du schilderst. Wir schreiben heute und Jetzt unsere Geschichte. Danke für deine Ehrlichkeit und das Teilen dieses Prozesses. Abrazo para ti! <3
Oh Johanna,
das wünsche ich uns auch! Danke für das daran erinnern, dass wir nirgendwo ankommen müssen. Ich will mich vom Leben tragen lassen und spazierend meinem Weg folgen, nicht gehetzt, nicht ängstlich, nicht träge. Schön, dich nun als Begleiterin zu haben.
Bisous :)
Meine liebe kleine Küken-Seele,
es tut mir leid, dass es Dir nicht so gut geht und dass Du so weit weg bist, so dass ich Dich nicht spontan in den Arm nehmen kann, wie ich es jetzt gerne würde. Aber Kopf hoch, wir haben alle kein Grund zum traurig sein, wir sind eine tolle Familie, haben tolle Haustiere und ein schönes zu Hause, mehr als Millionen andere Menschen. Du begeistergt uns mit Deinen Hobbies und ich denke daraus kannst Du viel Kraft schöpfen.
In Liebe
Deine madré
Mein neues Zauberwort ist LANGEWEILE! Die Fähigkeit LANGEWEILE auszuhalten führte bei mir zu einer Verbesserung der Lebensqualität und effizient zu meditieren…. Aktuell erinnerte ich mich , dass ich vor wenigen Wochen ein Buch ? begann zu schreiben in dem meine „negative Liebe “ -ähnlich MATERIE und ANTIMATERIE- auf manche Mitmenschen „aufgearbeitet“ werden soll…. nun: nachdem ich mich mehrfach einer oft „resignativen LANGEWEILE “ ausgesetzt sah, kam -wie aus dem Nichts – eine Phase „kreativer LANGEWEILE “ … welche in einer Krise gipfelte und JETZT ihr ganzes Potential an ERKENNEN und INNERER RUHE sowie „positiver Liebe “ für alles was IST und geschieht! Unglaublich! Sag ich Euch! Das ist fast wie wenn Du ein neues Gehirn bekommst mit einem „neuen Gefühls-Speicher“ und doppelt soviel Speicherplatz… Und wieder mal ist es so, dass ich überzeugt bin: ohne LANGEWEILE und „negativer Liebe “ wäre diese Entwicklung nicht erfolgt… Also: ohne Antimaterie gäbe es kein Gleichgewicht zur Materie und so weiter und so fort…. und ohne Fahrrad ?? komm ich nicht in die Stadt ? und bekomme kein frisches Obst ? und wenn ich dass genussvoll verspeist hab … warte ich auf die nächste „epochale Erkenntnis “ … über die ich bald wieder mal nur schmunzeln kann – weil: Schnee ❄️ von gestern…. aber hilfreich für die nächste Stufe der menschlichen Evolution ???
Hallo Elisa,
mir geht es gerade ungefähr so wie Dir. Innere Unruhe und doch eine Ruhe zugleich. So viele Ideen, doch wo anfangen und irgendwie fehlt der Antrieb, weil der Körper, und die Seele nach Ruhe und Nichts tun verlangt.Was für mich dann wieder Unruhe bringt, weil ich das mit der Ruhe bisher nicht zugelassen habe. In der heutigen und stressigen Zeit ist Ruhe für sich zu nehmen etwas „Kurioses“ ;)
Wir gehen den weg gemeinsam und Deine Worte sind immer eine Inspiration und ein Schupps für Gedanken.
Danke Dir dafür.
Alles Liebe,
Moni
Ach Moni,
du sagst es: In einem schlummert das Verlangen nach Ruhe und Nichtstun. Und sobald man dem nachgeht, macht sich erst einmal diese Unruhe im Inneren breit, dass wir doch was tun sollten, vorankommen, wachsen. Wenigstens meditieren. Da macht man ja wieder was. Haha. Jetzt muss ich schmunzeln, nachdem ich gerade meinen Artikel über mein heutiges Tief veröffentlicht habe.
Es ist kurios, sein Gefühlsleben so bewusst zu spüren. Diese vielen Aufs und Abs an einem Tag, in einer Stunde, gleichzeitig.
Danke für deinen Kommentar.
Liebe Grüße,
Elisa
Papa,
dein Kommentar bringt schon optisch zum Ausdruck, wie bunt und chaotisch es wohl in deinem Kopf zugehen muss. Danke für deine Anregung zur therapeutischen Langeweile – ein Wort, dass Barbara mir beibrachte.
Ich umarme dich, deine Elisa
Liebe Mama,
danke auch für deine Rückmeldung. Fühlt sich komisch an, so öffentlich mit euch zu schreiben, doch ich antworte allen meinen Lesern immer gern und ihr seid ja offensichtlich ein Teil davon, was wiederum mich begeistert.
Mit den Haustieren und der Familie hast du recht. Gründe zum Traurigsein haben wir jedoch immer. Auch wenn wir sie nicht mit dem Verstand nachvollziehen können. Es geht mir ja nicht schlecht, wenn ich traurig bin. Zumindestens nicht immer.
Ich umarme dich und freue mich, dass du so neugierig auf meine Inhalte bist!
Deine Elisa
Liebe Elisa!
Ich habe viele deiner Artikel auf deinem Blog gelesen und möchte einfach nur Danke sagen! In Vielem finde ich mich wieder (mehr als du vielleicht glaubst :-) und Vieles regt an, nachzudenken… Auch wenn das sehr allgemein klingen mag, es kommt von Herzen! Danke.
Alles Liebe, Christina
Danke für diesen Text. Es spricht mir ausnahmslos aus der Seele. Und für deinen Mut auch ein schreib bzw gedankenchaos zu veröffentlichen.
Christina,
ich danke dir für deinen Kommentar. Das ist sehr aufbauend für mich und gibt mir das Gefühl, dass ich meinem Ziel, Menschen zu inspirieren und zum Nachdenken anzuregen näher komme. Das ist wie ein warmer Balsam, der durch meinen Körper strömt.
Liebe Grüße an dich!
Elisa
Liebe Nina,
Mensch wie schön, sich mit wildfremden Menschen verbunden zu fühlen, wenn man sich etwas aus dem Schneckenhaus wagt. Das lohnt sich ja viel mehr, als ich zu hoffen gewagt hätte. Danke! :)
Herzliche Grüße,
Elisa
Liebe Elisa,
…ja, ich schreibe mit.
Ich kann deine Bedenken zerstreuen. Auch wenn du meinst, länger nichts Neues gepostet zu haben, deine Leser werden dir dennoch erhalten bleiben!
Ich denke, dass ich wahrscheinlich noch nicht ALLE deine Artikel gelesen habe, aber die Artikel die mich berühren und mich auf eine Weise betreffen, lese ich mehrmals. Einfach um mir deine Tipps und deine Sicht der Dinge immer mal wieder vor Augen zu führen und zu vergegenwärtigen.
Meine Gedanken kreisen immer um das selbe Thema:
Selbstverwirklichung.
Du schreibst oft, tue was dir Freude macht.
Aber es sind so banale Dinge, die mir Freude machen. Wozu ich eigentlich immer motiviert bin und was mir immer Spaß macht ist…..
….mein Zuhause aufräumen, Ordnung schaffen, saugen, Wäsche waschen.
Wenn ein sonniger warmer Tag angekündigt wird denke ich: Oh fein. Dann wasche ich die komplette Wäsche und hänge sie raus.
Mein Partner denkt: Super, einen ganzen Tag klettern gehen.
Mein Partner kann es gar nicht fassen, dass ich lieber Wäsche wasche, als z.B. klettern zu gehen. Er verbringt seine komplette freie Zeit beim Klettern und hat für´s Staubsaugen oder Küche aufräumen keine Zeit.
Manchmal macht er Bemerkungen, dass mein Reinigungsfimmel eine Verhaltensstörung ist. Ich ertappe mich dabei, wie ich versuche Rückschlüsse über mein Leben zu ziehen. Dieser Drang nach äußerlicher Ordnung entspringt der vielleicht dem Wunsch ein geordnetes Seelenleben zu haben?
Ich schreibe auch sehr gerne. So wie du, Elisa. Ich habe eine ganze Truhe voll mit Tagebüchern. Wenn ich länger nicht schreibe, habe ich das Gefühl, das ein Stau in mir entsteht. Meine Gedanken, Gefühle, Erlebnisse….füllen jeden Tag meine Seele und meinen Kopf. Irgendwann läuft es über und ich greife zu meinem Tagebuch und muss meine Seele und meinen Kopf wieder FREI SCHREIBEN.
Was mich wirklich ängstigt ist, dass ich keine Ziele, keine Träume habe, die ich verwirklichen möchte. Ich lebe jeden Tag „in den Tag hinein“.
Was mir in der Schulzeit wichtig und erstrebenswert erschien, habe ich jetzt mich 30 Jahren alles umgesetzt. Ich arbeite in dem Beruf, in dem ich arbeiten wollte, bei dem Unternehmen, bei dem ich arbeiten wollte.
Ich finde keine Sportart die mich begeistert.
Für alles muss ich mich überwinden…..und tue es dann doch nicht.
Zumba ist inzwischen langweilig; fürs Joggen empfinde ich den düsteren, tristen deutschen Winter für ungeeignet; Fitnessstudio ist stumpf und fad; Klettern schmerzt an den Händen (ich kann mich nicht lange halten); Schwimmen ist mir mit dem Um-und anziehen zu aufwendig und das kalte Wasser ist unangenehm (Blasenentzündung).
Ich habe noch nicht das Richtige für mich gefunden.
Wenn man sich für etwas begeistern kann, nimmt man die „Unbequemlichkeiten“ gerne in Kauf.
Ich bin auf meinen Partner fast neidisch.
Nichts hält ihn vom Klettern ab. Im Winter hangelt er sich Wasserfälle äh Eisfälle hoch oder ist 4x die Woche in der Kletterhalle. Bei 12° C geht er draußen bouldern oder mit anderen draußen klettern. Er fährt übers Wochenende nach Fontainebleau mal eben nach Frankreich oder 6 Stunden mit dem Auto in die Alpen.
Für sein Klettern ist ihm nichts zu weit, zu teuer, zu kalt, zu aufwendig…..
Das Klettern erfüllt ihn, wie mich NICHTS erfüllen kann.