Der Saugroboter schlängelt sich an der Wand entlang. Unschlüssig sitze ich auf dem Bett und beobachte ihn. Zuneigung zu einem Ding ist schon ein merkwürdiger Menschenzug. Noch dazu zu einem Haushaltsgerät. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich mit ihm spreche, mich bei ihm bedanke.
Während der Sauger produktiv ist, weiß ich nichts mit mir anzufangen. Endlich habe ich meine Arbeit für heute geschafft. Ich könnte lesen, schreiben, malen. Doch mir ist nicht danach. A.K. kocht in der Küche mit Freunden. Nach Geselligkeit ist mir auch nicht.
Hatte ich nicht gestern noch geglaubt, den Schlüssel zur Freude entdeckt zu haben (einfach machen, statt grübeln, was mir gestern auch gelang), so sitze ich heute wieder wie ein großes Fragezeichen da. Sind es doch die Schilddrüsenhormone? Oder das Wetter (fette Wolkenschleier hängen über den Dorfdächern und in den Bergen schneit es – im April)? Oder der Glaubenssatz immer produktiv sein zu müssen? Selbst das Nichtstun dient in meiner Gedankenwelt einem höheren Ziel – dem Gewahr Werden dessen, was wir wirklich wollen.
Doch, was ist, wenn ich einfach bedrückt und unproduktiv sein möchte? Geht das nicht, ohne mich schuldig zu fühlen? Es belastet mich mit dem Gefühl, meine kostbare Lebenszeit zu verschwenden. Es ist immer wieder aufs Neue ein kleiner Kraftakt, mich aus den Krusten von bescheuerten Programmierungen zu schälen, die mich vom einfach da Sein und „Leben ohne ein Problem daraus zu machen“, wie Eckhart Tolle es nennt, abhalten.
Tja. Also bleibe ich einfach sitzen. Wusele ein wenig in der Wohnung herum. Setze mich wieder auf die Bettkante. Schnappe mir die Katze, die versucht, unbemerkt vorbei zu schleichen und kuschle mit ihr. Entlasse sie in die Freiheit. Statt zu fliehen, bleibt sie so unschlüssig stehen, wie ich da sitze. Dann springt sie aufs Bett, rollt sich ein und schläft. Ich bleibe eine Weile sitzen. Gehe aufs Klo. Grübele vor mich hin. Setze mich wieder auf die Bettkante.
Ich übe das jetzt einfach mal ein wenig mit dem absichtlich unproduktiv Sein. Kaum erlaube ich es mir, stehen meine Beine auf, gehen zum Schreibtisch und meine Hände greifen den Laptop. Da ist sie auf einmal, die Lust zum Schreiben. Und so lasse ich es fließen und sauge über die Tasten den Grübelstaub von meinem Gemüt auf den Bildschirm. Dann ist die Luft raus und ich beginne wieder von vorn. Sitze auf der Bettkante und habe noch einen langen Nachmittag vor mir. Ein Nachmittag gefüllt mit Leben, das einfach vor sich hin wuselt und von meinen Gedanken als solches gar nicht erkannt wird. Doch ich übe weiter. Keine Lust mehr auf den Produktivitätswahn bis in die schönste Freizeitbeschäftigung hinein. Hoch lebe die Bettkante.