Wie eine kleine Entdeckung mir die lange ersehnte Erfüllung brachte

Mach es dir bequem. Ich erzähle dir eine Geschichte zum Thema Freiheit und Entfaltung.

Zwei Begriffe, die in meinem und deinem Leben eine große Rolle spielen. Sie sind der Schlüssel für Glück, Sinn und Lebendigkeit.

Die große Frage lautet, wie du frei sein und dich entfalten kannst.

Ich habe den Eindruck, dass Freiheit für viele eine äußere Begebenheit ist. So führen sie als Beweis für ihre Unfreiheit äußere Umstände wie den Job oder die Beziehung an.

Doch beginnt Freiheit nicht in unserem Kopf? Sind wir es nicht selbst, die uns Grenzen setzen, weil unser Verstand, unsere Vernunft oder unsere Angst uns vor irgendetwas schützen möchten?

Freiheit ist anscheinend gefährlich

Oder warum ziehen viele Menschen es vor, in Sicherheit ihrer Unzufriedenheit zu frönen als die Dinge zu ändern, die ihnen nicht gefallen. Oder sich wenigstens erst einmal mit sich selbst und ihrem Leben auseinanderzusetzen, um ihr Leben umzugestalten.

Freiheit ist unbequem

Freiheit bedeutet Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und aus der Komfortzone hinauszukriechen. Wenn wir uns frei für etwas entscheiden, das uns erst einmal Schwierigkeiten bereitet, verlieren wir in den Augen der anderen das Recht, zu jammern, denn schließlich haben wir es selbst so gewollt.

Da ist es natürlich einfacher sich hinter vermeintlichen Ausreden zu verstecken und sich dann von seinen Mitmenschen bemitleiden zu lassen. „Du hast es nicht leicht.“ geht runter wie Öl, denn es befreit uns von der Verantwortung, unangenehme Entscheidungen zu treffen, die uns auf lange Sicht glücklicher machen würden.

So gesehen ist auch ein unglückliches Dasein ein Anzeichen von Freiheit. Die Freiheit, sich einem bequemen und mittelmäßigen Leben hinzugeben.

Freiheit ist unsichtbar

In Ländern, wo wir Menschen nicht von einem politischen Regime unterdrückt werden, liegt die Freiheit uns zu Füßen. Wir sehen sie nur nicht.

Du entscheidest dich in jeder Sekunde frei für das Leben, das du lebst. Deine Beziehung engt dich ein? Wer zwingt dich, in dieser Beziehung zu leben?

Du hast Kinder und somit eine große Verantwortung zu tragen, so dass du dich nicht frei fühlst, die Dinge zu tun, die du gern machen möchtest? Sei kreativ. Es gibt für alles eine Lösung. Sie liegt irgendwo in dir. Beziehe deine Kinder in deine Vorstellung von Freiheit mit ein.

Du selbst setzt dir die Grenzen in deinem Kopf. Du bestimmst, wie du die Welt sehen möchtest. Das machst du natürlich nicht bewusst. Das läuft in unserem Gehirn alles schön unbewusst ab.

Freiheit ist bewusst sein

Also kannst du die Gedankenmuster und Vorstellungen, die dich einengen, durch bewusstes Hinterfragen auflösen und durch neue ersetzen, in denen du deine Freiheit erkennst und lebst.

Ich spreche aus Erfahrung:

Lange Zeit war ich neidisch auf meine Freunde, die eine Leidenschaft hatten. Einer machte Filme, der nächste malte Gemälde, wieder ein anderer widmete sich der Fotografie.

Ich suchte in meinem Leben vergeblich nach solch einer Leidenschaft. Das machte mir einfach alles keinen Spaß, da ich es eh nicht konnte. Und ich hatte es versucht.

Ich hatte mir eine Fotokamera für 500 Euro gekauft, um mich in der Fotografie zu probieren, doch die lag am Ende nur ungenutzt herum, da ich nie losging, um Fotos zu machen. Schon bei der Vorstellung, allein durch die Straßen zu gehen und irgendwelches Zeug zu fotografieren, kam ich mir lächerlich vor.

Dann probierte ich die Malerei. Ich kaufte mir Farben und Papier und setzte mich nach der Rückkehr von einer Reise aus Mexiko zuhause hin und malte das erste, was mir einfiel. Eine Schildkröte.

Das Bild gefiel mir sehr aufgrund seiner leuchtenden Farben und der Erinnerung an das Lebensgefühl während der Reise und den Tag, als ich in Akumal im türkisblauen Wasser fernab der Touristengruppen ganz allein und unverhofft auf vier Schildkröten traf und einige Minuten inmitten von ihnen im Meer schwamm, bis mir von der zu kleinen Taucherbrille die Nase weh tat.

Auf meiner Reise durch Mexiko im Jahr 2012 (von Akumal habe ich leider kein Bild)

Auf meiner Reise durch Mexiko im Jahr 2012 (von Akumal habe ich leider kein Bild)

Eine Vierjährige hätte das Bild allerdings mindestens genauso gut hinbekommen. Das war für mich die Bestätigung, dass ich nicht malen konnte.

Die Jahre zogen ins Land. Meine Unzufriedenheit und eine in mir schlummernde Depression führten mich schließlich zu einer Therapeutin. Diese sagte eines Tages zu mir, dass meine Art zu denken und meine Sicht auf die Welt typisch für Künstler sei.

Als ich ihre wiederholten, diskreten Hinweise monatelang überhörte und nach einer kompletten Neuorientierung in meinem Leben suchte, um endlich zufriedener und erfüllter zu sein, verlor sie eines Tages die Geduld und sagte:

„Ich darf und möchte Sie zwar nicht beeinflussen, doch diesmal muss ich eine Ausnahme machen. Ich denke, Sie sollten versuchen, sich künstlerisch zu betätigen. Sie brauchen kein neues Studium und keinen neuen Beruf. Das ist viel zu umständlich und meines Erachtens nicht nötig. Probieren Sie die Malerei oder die Fotografie. Schreiben Sie. Was auch immer.“

Daraufhin konnte ich ein gewisses Grinsen nicht unterdrücken und sie fragte, was dies zu bedeuten habe. Ich antwortete:

„Naja. Die Vorstellung eine Künstlerin zu sein, wäre zu schön um wahr zu sein.“

Ein Aha-Erlebnis: Irgendwie war ich der festen Überzeugung, dass ich keine Künstlerin sein konnte und dies aus dem einfachen Grund, weil das ja so schön wäre, dass es gar nicht wahr sein konnte. Ist das nicht absurd?

Ich habe den Verdacht, dass in vielen von uns solche Vorstellungen schlummern, die uns unserer reellen Freiheit berauben. In unserer Vorstellung scheint die Realität vor allem die negativen Dinge zu beinhalten, während wir die schönen Vorstellungen als unrealistisch abtun. Doch das Gegenteil trifft zu:

Freiheit ist reell, Grenzen sind eine Illusion

Um mich nicht von meiner Therapeutin beeinflussen zu lassen, beschloss ich, ihre Vermutung zu überprüfen. Also sagte ich mir: „Diese Woche bin ich Künstlerin.“

Es war ein Experiment, dass mir Freude bereitete und bei dem ich mich nicht allzu ernst, doch ernst genug nahm. Da ich mir bewusst machte, dass es ein Experiment war, konnte ich mich nicht blamieren oder enttäuscht sein.

Die Tante meines Freundes ist Malerin. Obwohl sie bereits im Rentenalter ist, gibt sie einigen ihrer Schüler noch immer zweimal pro Woche Malunterricht. Also ging ich dorthin, um mein Experiment in die Tat umzusetzen.

Ich sollte mir aus einem ihrer vielen Bücher mit Gemälden ein Bild aussuchen, um es abzumalen. Ich entschied mich zu meiner eigenen Überraschung gleich für ein Frauenportrait.

Sie erklärte mir die ersten Schritte: Erst die groben Linien zeichnen, dann die dunklen Flächen, dann die hellen Flächen, dann die Details.

Das Ergebnis verblüffte mich selbst. Das Frauengesicht ähnelte zwar eher David Bowie als dem Originalbild, doch man erkannte eindeutig ein Gesicht und den Effekt von Licht und Schatten.

Mein erstes Gemälde aus dem Malkurs

Mein erstes Gemälde aus dem Malkurs

Ich erkannte endlich eines

Wenn wir überzeugt sind, etwas nicht zu können, dann funktioniert es auch nicht. Erst müssen wir die Grenzen in unserem Kopf auflösen und offen für alles sein, damit unsere tatsächlichen Fähigkeiten sich entfalten können.

Meine Leidenschaft für die Malerei war entfacht und die Woche, in der ich mich als Künstlerin ernst nahm, dauert mit ein paar Höhen und Tiefen nun schon fast ein Jahr.

Ein paar Monate später beschloss ich, diesen Blog zu erstellen, um mich regelmäßig in der Schreibkunst zu üben, mich weiterzuentwickeln und meine Erkenntnisse zum Thema Glück und Leben mit Menschen wie dir zu teilen.

Nebeneffekt: Um Bilder für meine Blog-Beiträge zu sammeln, bei denen ich keine rechtlichen Probleme riskiere und nichts bezahlen muss, kommt nun auch noch meine Kamera von damals zum Einsatz und ich entdecke, dass auch das Fotografieren mir inzwischen Spaß macht und mich erfüllt.

So kann ich inzwischen stundenlang allein durch Straßen und die Natur rennen und fotografieren, ohne mir dabei lächerlich vorzukommen, zumal mir meine Fotos immer besser gefallen.

Eines meiner Lieblingsfotos, das ich selbst auf meiner kürlichen Alpenwanderung schoss.

Eines meiner Lieblingsfotos, das ich selbst auf meiner kürzlichen Alpenwanderung schoss.

Diese Momente, wenn ich male, schreibe oder fotografiere sind für mich meine Art der Meditation. Ich denke nicht mehr, ich habe kein Zeitgefühl mehr. Sie erfüllen mich mit Frieden und dem beflügelnden Gefühl der Freiheit, dass alles möglich ist.

Welche Grenzen setzt du dir selbst? Was würdest du gern tun, von dem du glaubst, dass du dazu nicht in der Lage bist? Was hält dich davon ab?

Diesen Artikel schrieb ich für die Blogparade von Stefanie Carla Schäfer auf ihrem Blog Cardea Training. Ihr Buch zum Thema Selbstliebe stellte ich in meinem letzten Beitrag mit Gewinnspiel vor. Hier findest du noch mehr Artikel und Anregungen zum Thema Freiheit und Entfaltung.

7 Kommentare, sei der nächste!

  1. Liebe Elisa,

    vielen Dank für diesen schönen Artikel, Du schreibst mir aus dem Herzen! Es ist so wahr, Freiheit beginnt im eigenen Inneren. Wenn wir das einmal erkennen, stehen uns alle Türen offen :-) Deine Texte, Bilder und Fotos sind ganz toll, keine Frage, dass eine Künstlerin in Dir steckt!

    Alles Liebe, Carla

  2. Liebe Elisa,
    An deinem Beitrag für die Blogparade gefällt mir der zweite Teil besonders gut, in dem du eigene Erfahrungen ganz scham-frei einbringst.
    Sehr schön zu lesen, wie du die Kurve gekriegt hast von halb depressivem Pessimismus zur Eigeninitiative und Selbsttherapie. Nachahmenswert.
    Überhaupt ist es schön zu sehen, wie du deinem Leben kreativ immer wieder eine neue Richtung gibst, wenn sich die alte als ausgeleiert herausstellt. Auch sehr nachahmenswert.
    Ich habe mir auch deine Bilder auf Instagram angeschaut. Da sind bereits einige Highlights dabei, z.B. Frieda Kahlo (wenn ich mich nicht täusche). Ich freue mich drauf, mehr von dir zu hören bzw. zu lesen.

    Sigue en el camino del amor y del crecimiento personal

    Un abrazo cordial

    Till

  3. Lieber Till,

    ich bin total gerührt von deinem Kommentar und freue mich, mit dir in Kontakt zu sein. Und ja, es ist Frida Kahlo. Ich betrachtete Jahrelang Mexiko als eine Art zweite Heimat, wo ich in einer Bar das erste Mal auf sie aufmerksam wurde, da diese sogar über eine ganze Hausfassade sowie auf den Tischplatten und, wo es sonst noch irgend möglich war, mit Frida Kahlos Bildern geschmückt war. Sie hat ihren eigenen Stil. Ihre Bilder erkenne sogar ich als Kunstgeschichteniete. Da ist sie mir ein Vorbild. Auch ihre starke Persönlichkeit und persönliche Geschichte üben natürlich ihre Faszination auf mich aus.

    Sei herzlich gegrüßt!
    Elisa

  4. Liebe Elisa,
    das Thema der eigenen Grenzen beschäftigt mich seit rund einem Jahr und ich freue mich, dass du so offen und ehrlich dich uns offenbart hast.
    Den Satz „Freiheit ist bewusst sein“ trifft es genau. Den schreibe ich mir auf und packe ihn dorthin, wo ich ihn nicht übersehen kann.

    Danke für diesen Blogartikel. Danke für das Teilen deiner Gedanken mit uns.

  5. Liebe Helvi,

    vielen Dank für deinen lieben Kommentar. :)

    Ich schaue mir auch gleich mal deinen Blog an. Der Name klingt ja schon einmal sehr vielversprechend.

    Liebe Grüße
    Elisa

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