Was ich von zwei Bettlern lernte

Zwei Bettler lebten am Rand eines Dorfes. Der eine war ganz blind und der andere hatte keine Beine mehr.

Eines Tages begann der Wald bei dem Dorf, wo die Bettler lebten, zu brennen. Sie waren natürliche Konkurrenten, sie waren ja im selben Geschäft und bettelten von denselben Leuten. Sie waren sich Feind und konnten einander nicht leiden.

Als also der Wald zu brennen begonnen hatte, dachten jene zwei Bettler nach. Sie waren sich Feind, sie sprachen kein Wort miteinander, doch dies hier war ein Notfall.

Der Blinde sagte zu dem ohne Beine: „Wenn wir da hinauskommen wollen, musst du dich auf meine Schultern setzen. Gebrauche meine Beine und ich will deine Augen gebrauchen. Nur so können wir uns retten.“

Sie einigten sich sofort, denn anders ging es nicht.

Der, der keine Beine hatte, hätte es nie geschafft, allein den Wald zu durchqueren, denn es brannte schon überall. Sie mussten schleunigst fliehen, doch er wäre nicht vom Fleck gekommen.

Auch der Blinde wusste, dass er es allein nicht schaffen würde. Er konnte nicht sehen, wo es brannte, wo die Straße verlief, wo die Bäume in Flammen standen und wo nicht. Er war blind und hätte sich hoffnungslos verirrt.

Doch beide Männer waren intelligent genug, um ihre Feindschaft zu begraben, sich zusammenzutun und ihr Leben zu retten.

Diese Fabel aus dem Osten handelt von eurem Intellekt und eurem Herzen. Sie spricht nicht von Bettlern, sie spricht von euch. Es geht nicht um einen brennenden Wald, es geht um euch. Ihr seid es, die in Flammen stehen.

Die ganze Zeit brennt ihr, leidet ihr, ängstigt ihr euch und macht ihr euch Sorgen.

Allein ist euer Intellekt blind. Er hat Beine, er kann schnell rennen, er bewegt sich blitzschnell, aber weil er blind ist, vermag er nicht die richtige Richtung zu wählen. Und so stolpert er dauernd, stürzt, verletzt sich und findet das Leben sinnlos. Genau das behaupten die Intellektuellen auf der ganzen Welt: „Das Leben ist sinnlos.“

Der Grund, warum ihnen das Leben sinnlos erscheint, liegt darin, dass der blinde Intellekt versucht, das Licht zu sehen. Und das ist unmöglich.

In dir ist ein Herz, das sieht und fühlt, aber es hat keine Beine. Es kann nicht rennen. Es bleibt, wo es ist, es schlägt, es wartet … Eines Tages wird der Intellekt verstehen und die Augen des Herzens gebrauchen können.

Beide zusammen können dem Feuer entkommen. Das ist nicht schwierig.

Aber vergiss nicht, dass der Intellekt zuerst das Herz auf seinen Schultern akzeptieren muss, sonst geht es nicht. Das Herz hat keine Beine, nur Augen; und der Intellekt muss auf das Herz hören und seinen Anweisungen folgen.

In den Händen des Herzens wird der Intellekt intelligent. Es findet eine Transformation statt; deine Energie wird völlig transformiert. Dann bist du kein Intellektueller mehr, sondern du wirst weise.

Ein kleiner Auszug aus dem Buch Mut von Osho, um dich daran zu erinnern, wie wichtig deine Gefühle UND dein Verstand sind. Auf das Zusammenwirken zwischen beiden kommt es an. Dann bist du unschlagbar.

Sei es dir wert.

 

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Oh ja, das ist ein Text mit Herz. Er zeigt das Prinzip, Wissen mit Liebe zu füllen und so sich und andere glücklich zu machen. ;-)

    Liebe Grüße, ped43z

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