G20: Schluss mit der Schuld – meine Sicht auf unsere westliche Gesellschaft

Während draußen die Sonne auf die Terrasse ballert, sitzen Johanna und ich in meinem Wohnzimmer.

Wir teilen uns ein Stück Karottenkuchen, trinken einen Kaffee und genießen das kühle Lüftchen vom Ventilator.

Johanna schreibt. Ihr erstes Buch, ihren Blog Johanna von Les Lilas und Artikel für andere Webseiten wie den Compassioner.

Wir unterhalten uns über unsere Blogs, das Leben, den Zustand der Welt.

Sie erinnert mich daran, wie viel Glück wir in den reichen Ländern haben, in solchem Wohlstand und solcher Freiheit zu leben. Sie wünscht uns allen, dass wir uns ständig daran erinnern. Dankbarkeit für dieses Glück, in diesem teil der Welt geboren zu sein, empfinden, statt Mangel.

Ich stelle das etwas in Frage: Denn sind wir wirklich glücklich?

Heute teilte Johanna auf ihrer Facebook-Seite dieses Video von Moritz Neumeier:

 

Was Moritz sagt, ist zutreffend. Doch hilft es uns weiter? Wissen wir das nicht alle selbst schon lange?

Natürlich ist es wichtig, immer wieder mal darauf hinzuweisen, uns daran zu erinnern, wie absurd und schädlich unser Verhalten ist. Unsere Kommunikation allerdings auch. Die untereinander und die mit uns selbst.

Deshalb schreibe ich Flohbair.

Ich glaube, diese Dinge lassen sich nur lösen, wenn immer mehr Menschen aufwachen und beginnen der Lösung dieser Situation von Gewalt und Gegengewalt, allumfassender Gewalt und eben auch innerer Gewalt – die für mich den Ursprung für den Rest darstellt – in ihrem Inneren zu begegnen.

Sie ist da!

Die Frage lautet also, WARUM reden wir nicht darüber?

WARUM verhalten wir uns so absurd und sogar uns selbst gegenüber nicht artgerecht?

Vielleicht weil es uns doch nicht so gut geht, wie wir es bei so viel Wohlstand erwartet hätten?

Weil wir Ersatzbefriedigungen brauchen und Ablenkung von der inneren Leere und dem Gefühl der Machtlosigkeit?

Ich finde, die moralischen Vorwürfe, mit denen Moritz Neumeier in seinem Video zwar recht hat, helfen uns nicht weiter. Unser Verstand weiß das alles doch schon so lange.

WARUM schaffen wir es dann nicht, uns anders zu verhalten?

Videos wie dieses lassen uns traurig mit dem Kopf nicken und uns noch „beschissener“ fühlen, weil nun auch noch die Schuld dazu kommt. Wie kommen wir aus diesem „Teufelskreis“ raus?

Ich empfehle jedem erst einmal, sich selbst besser kennenzulernen, sich selbst zu fragen, was genau man eigentlich im Leben möchte, sich das selbst zu geben und dann wird man ganz von innen heraus so handeln, wie es für einen gesunden und glücklichen Menschen ganz normal ist: menschenfreundlich, tierfreundlich und umweltfreundlich.

Die meisten machen bei dem System nicht mit, weil sie es toll finden oder ignorant sind.

Sondern weil sie nicht wissen, wie sie damit aufhören können, da Gewohnheiten – vor allem von Massen vorgelebte Gewohnheiten – sehr schwer zu durchbrechen sind.

Ich wünsche uns allen erst einmal den Mut, uns selbst im Spiegel zu betrachten. Nicht, um uns zu verurteilen. Sondern um uns kennenzulernen und uns liebevoller zu begegnen.

Dann begegnen wir auch dem Rest der Welt liebevoller.

Sei es dir wert.

 

4 Kommentare, sei der nächste!

  1. Liebe Elisa, cool, danke für das Teilen meiner Seite. :)

    Ich glaube es gibt nicht nur eine Wahrheit zu einer Situation. Ich glaube sogar, dass selbst wenn wir alle unsere Teile miteinander verbinden, selbst dann, kommt es der Wahrheit nur ein Stückerl näher. Das Video von Moritz habe ich geteilt, weil ich es gut fand wie er aufrüttelt und uns klar macht, wie sehr wir uns von den wahren Themen ablenken lassen. Dass wir endlich über diese Dinge reden sollen. Es gibt noch viel zu viele Menschen, die sich im Tiefschlaf befinden. Oder so wie du es sagst: „Die mit ihren Gewohnheiten nicht brechen können.“ Erst wenn wir uns auch unangenehme Situationen eingestehen können, hinschauen, den Schmerz fühlen, kann auch Heilung dafür entstehen. Sonst existieren sie faktisch nicht. Die Vorwürfe die du schilderst, hat mein System nicht als solches registriert.

    Dein wertvoller Impuls, uns viel mehr „Warum“ Fragen zu stellen gehört aus meiner Sicht automatisch dazu. Etwas nur zu wissen, aber sich nicht zu hinterfragen „Warum“-das so ist und danach zu handeln ist ein leerer Hirnfurz. Jeder entscheidet für sich, wie er mit diesen Hirnfürzen umgehen möchte.

    Und ja, ich glaube wir haben hier in Europa eine wunderbare Plattform, um unseren Wünschen und Bedürfnissen den Raum zu schenken, den sie brauchen und um sich vollkommen zu entfalten. Ich glaube nicht, dass eine 5-fache Mutter in Afrika, die jeden Tag 40 km zum nächsten Wasserhahn laufen muss, sich den Luxus erlauben kann, an Persönlichkeitsentwicklung zu denken. Natürlich kann ich mich dafür entscheiden, auch Gold Scheisse und ungerecht zu finden. Aber das liegt nicht am Gold. Da treffen sich unsere Blickwinkel wieder: Glück und Zufriedenheit geht nur von innen nach außen.

    Dankbarkeit für diesen Raum zu empfinden,
    ist für mich ein Teil von Glück.

    Love
    Johanna

  2. Liebe Johanna,

    ich stimme dir absolut zu und bin dankbar, dass du meine Sichtweise ergänzt.

    Es ist wichtig, so wie Moritz Neumeier wachzurütteln. Zu merken, wie leicht wir uns tatsächlich ablenken lassen von dem, was zählt. Wie gern wir uns aufregen, wie machtlos wir uns selbst fühlen.

    Interessant finde ich auch, dass du seine Worte nicht als Vorwürfe empfandest, ich aber schon. Was sagt das über mich aus?? (Ich spüre, das ist eines meiner Schlüsselthemen … und vieler anderer auch. Gut, dass ich nun von dir etwas „wachgerüttelt“ werde, dass dies tatsächlich nicht jeder so auffasst, denn unbewusst ging ich davon aus … Warum eigentlich?)

    Ich bin jetzt richtig bedrückt. Denn ich „predige“ die ständige Innenschau und stecke ja selbst gerade gefühlte Meter tief in der Kacke, um es mal locker auszudrücken. Gleichzeitig spüre ich viel mehr Verständnis von meiner Seite für verschiedenste Sichtweisen und eine von Innen natürlich aufkommende Lust, mich besser zu ernähren, gerechter und bewusster zu kaufen, mit meinem Geld nur das zu unterstützen, was ich wertvoll und wichtig für uns Menschen und die Welt finde.

    Es ist ein Weg. Ich bin froh, dass wir uns heutzutage so frei über das Internet mit so vielen Menschen austauschen und unsere Sichtweisen bereichern können. Die eine absolute Wahrheit gibt es, wie du so schön schreibst, eh nicht, oder zumindest können wir uns kein wirkliches Bild von ihr machen.

    Komisch ist für mich, dass ich liebevoll mit mir umgehe, viel mehr auf mich achte und dennoch so viele Selbstzweifel an mir nagen. Wenn es mir so geht, wie vielen anderen Menschen geht es dann noch so? Welche Auswirkungen hat das auf unsere Gesellschaft?

    Ich will die Welt verändern. Zusammen mit Menschen wie dir.
    Ich will meinen Platz in dieser Welt finden, spüren, die Zweifel loswerden. Hat das eine etwas mit dem anderen zu tun?
    Ich spüre da eine Verbindung, aber kann sie noch nicht greifen.

    In Bezug auf das Leben der weniger materiell privilegierten Menschen dieser Welt, so wünsche ich ihnen natürlich auch ein Leben, in dem sie nicht jeden Tag ums nackte Überleben kämpfen müssen. Ich empfinde aufrichtiges Mitgefühl mit ihnen und es schmerzt irgendwie, nur daran zu denken. Das gleiche Mitgefühl und den gleichen Schmerz empfinde ich aber auch für die materiell privilegierten, die sich mit ihrer inneren Leere auseinandersetzen müssen und an Depressionen, Alkoholsucht, Fettsucht, Magersucht, Spielsucht, Krebs, Diabetes … leiden.

    Das verursacht für mich das große Fragezeichen: Ist es überhaupt möglich, wirklich glücklich zu sein? Gibt es einen optimalen Zustand? Oder ist das Leben tatsächlich vollkommen, so wie es ist. Mit allem Leid, aller Freude, aller Leere und aller Fülle.

    Ich weiß es nicht.

    Auf jeden Fall fühlt es sich für mich richtig und sanft an, das Leid aller Menschen zu „respektieren“ und keines über das andere zu stellen oder „schönzureden“.
    Das Leid gehört zum Menschsein vielleicht einfach dazu.

    Nachdenkliche Grüße,
    Deine Elisa <3

  3. Liebe Elisa, ich finde diesen Artikel großartig. Ich bin ganz deiner Meinung.
    In den letzten tausenden Jahren haben wir Menschen unseren Verstand und unser Denken weiterentwickelt, doch unsere Gefühlswelt ist in der Entwicklung in der Steinzeit stecken geblieben. Es wird schön langsam Zeit, dass das Evolutionsalter der Gefühle beginnt. Denn schließlich sind wir alle Gefühlsmenschen. Auch wenn es viele nicht wahr haben wollen.
    Der Verstand denkt und das Gefühl lenkt.
    Liebe Grüße, Christian

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